Lange Zeit habe ich mich insgeheim gefragt, wie es möglich wäre, Klienten ganzheitlicher oder einfach “mehr” zur Seite zu stehen. Was dieses “mehr” jedoch sein könnte, wurde mir erst mit einer intensiveren Betrachtung der Yoga-Philosophie während der Yogalehrerausbildung und meiner Ausbildung zur systemischen Beraterin bewusst. Seit dem Studium war ich der Meinung, gute Gesprächsführung, intensives Zuhören und jede Menge Empathie seinen wahrscheinlich eine ganz gute Basis für die Beratungsarbeit. Doch die systemische Haltung eröffnete ganz andere Welten: Kreatives, körperbezogenes Arbeiten erlaubt einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen und das System. Auf einmal war es klar: Yoga als Handwerkszeug im systemischen Methodenkoffer zu nutzen, war genau das, wonach ich lange gesucht hatte. Die Liebe zu beiden Welten inspiriert den nachfolgenden Artikel. Denn: Dein Yoga bestimmt Deine Wirklichkeit.
Die systemische Arbeitsweise rückt den Klienten als Experte seines Erlebens und Verhaltens in den Fokus. Die Haltung systemischer Berater ist von Offenheit und Akzeptanz für das Gegenüber geprägt. Getreu der Aussage Platons: Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf. Daher sind in der Beratung Einfühlungsvermögen und Wertschätzung oberstes Gebot.
Auch gilt es neugierig zu sein und das Anliegen des Ratsuchenden zu erkunden. Ziel ist es nicht Ratschläge zu geben, sondern Lösungen zu erarbeiten, die für die Klienten funktionieren - und diese sehen meist komplett anders aus, als man es sich als Berater zurechtlegt. Den Fokus auf Probleme zu lenken, ist wenig hilfreich. Viel effizienter ist es den Fokus darauf zu legen, was bereits gut funktioniert (funktioniert hat) und mehr davon zu tun. Ziel muss es sein, neue Perspektiven zu erarbeiten.
Mit der Drehung des Kopfes löst sich nicht das Problem, sondern es ergeben sich Blickwinkel, aus denen sich die Lösung ergibt.
Die eigenen Ressourcen zu sammeln, zu entdecken und schlussendlich zu aktivieren kann ein Ziel der systemischen Beratung sein. Denn als Berater behalten wir immer im Hinterkopf, dass unser Klient ein selbständiges Individuum ist, dass seine Lösungen bereits in sich trägt.
Hilfe zur Selbsthilfe lautet die Devise. Und diese wird unter Zuhilfenahme verschiedenster - auch gerne kreativer und spielerischer - Methoden angeboten: Ressourcen- und Aufstellungsarbeit, Fragetechniken, Seilearbeit, Genogrammarbeit oder Körperarbeit. Denn nicht selten lässt sich über die körperliche Wahrnehmung Zugang zum Inneren des Ratsuchenden finden.
Yoga ist in aller Munde und erfreut sich großer Beliebtheit. Dabei ist Yoga, so wie wir es aus Studios kennen, nicht unbedingt ein Ursprüngliches. Beispielsweise wurden viele Asanas erst in den letzten 100 Jahren etabliert. Ein erster Zugang zu Yoga findet in der Regel über das körperliche Üben - also Asana - statt. Doch hinter der Philosophie verbirgt sich so viel mehr. Nach Patanjali gilt es acht Stufen des Yoga zu meistern, die sich über alle Bereiche des Lebens erstrecken:
Hier wird deutlich: Yoga ist mehr als Asana. Yoga lässt sich in jeder Minute des Alltags üben - es ist ein ganzheitlicher Entwicklungszustand. Und gerade das macht Yoga für die Arbeit in Beratung und Therapie so wertvoll.
Eine große Zahl von Studien beschäftigen sich mit der Wirkung einer Yogapraxis auf Schmerzpatienten oder Patienten mit psychischer Beeinträchtigung. Der Konsens lautet: Yoga erzielt begleitend zu einer Psychotherapie aufgrund verschiedener Aspekte positive Ergebnisse:
Wichtig ist hierbei, dass die Yogapraxis individuell auf die Klienten zugeschnitten ist. In der Yogatherapie arbeiten Yogalehrer daher in Einzelstunden mit ihnen. Hierbei rücken nicht nur körperfokussierte Übungen, sondern auch Atmung und Meditation in den Vordergrund.
Praxisbeispiel:
Eine Klientin berichtete von Rückenschmerzen bedingt durch ihre sitzende Tätigkeit am PC. Daher übte sie bereits selbständig Yoga mit Videos. Im weiteren Beratungsverlauf stellte sich heraus, dass es ihr schwer fiele, während des Flows ihre Gedanken loszulassen und sich der Praxis hinzugeben. Bei anspruchsvollen Sequenzen packe sie der Ehrgeiz und sie habe das Gefühl, nicht “gut genug” zu sein. Wir einigten uns darauf eine Sequenz zu konstruieren, die so einfach aber achtsam ist, dass sie sich voll und ganz auf Bewegung und Atmung ohne inneren Druck konzentrieren könne.
Zudem beinhaltete die Sequenz Rücken-wohltuende und herzöffnende Elemente. Diese Routine baut sie in ihren Alltag ein, wenn sie innerlich zur Ruhe kommen möchte oder das Gefühl hat, den Rücken entlasten zu wollen. Mit dieser Vorgehensweise lassen sich Körper und Psyche gleichermaßen betrachten und Handlungsmöglichkeiten ableiten. Mittlerweile stellt sie sich ihre Sequenzen selbst zusammen und übt das, womit sie sich wohlfühlt.
Auch in der nicht yogatherapeutischen Beratungsstunde kann achtsame Körperarbeit den Beratungsprozess entschleunigen und intensivieren. Nicht jedem Klienten fällt es leicht, Zugriff auf sein inneres Erleben zu nehmen. Hier kann Körperarbeit hilfreich sein.
Während der Beratungsstunde auf Entschleuniger wie Atmung, Beobachtung von Körpersensationen oder Imaginationen zurückzugreifen, unterstützt körperliche und psychische Entspannung. Die Konzentration auf Atem und Atempausen lässt den Klienten Verbindung mit sich selbst aufnehmen und fokussiert weg von der Außenwelt hin auf die innere Stille. Ein weiterer positiver Effekt: Klienten nehmen diese Interventionen mit nach Hause und können diese - mit etwas Übung - in ihren Alltag integrieren.
So du zerstreut bist, lerne auf den Atem achten. Gautama Buddha
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Liebe Frau Charlotte Kalz, Ihre YES-Beratung mit seinem vielfältigen Angebot hat mich sehr beeindruckt. Nach intensivem Studium der dargestelten Leistungen bin ich überzeugt, dass ich vielleicht nach Erlernen aller Übungen endlich die innere Ruhe finde, die mich an Körper und Seele gesunden läßt. Sich selbst wiederfinden in dieser hektischen Zeit, das erscheint mir ein persönliches, vordringliches Anliegen zu sein. Mit Ihrer Hilfe hoffe ich, dass ich dann die Probleme des Alltags besser verarbeiten kann. Die Umstellung auf eine für mich passende Ernährung ist ja durch intensive Gespräche schon erfolgt und soll ein Einstieg sein Körper und Seele zu öffnen mithilfe der Yogalehre.